Employer Branding I Marke stärken

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Der “berühmteste Mittelständler” Deutschlands

Trigema-Chef Wolfang Grupp im Personal-Brand-Check
Die ATYOURSITE Marketingagentur beurteilt in Abständen Unternehmenspersönlichkeiten auf ihren Markenwert hin. Zuletzt haben sie es mit dem Inhaber des Unternehmens TRIGEMA gemacht. Ich greife diese Bewertung deshalb heraus, weil ich am 20.September 2018 Wolfgang Grupp zum NEWLOG Zukunftskongress, in der Yachthafenresidenz Hohe Düne – in Rostock-Warnemünde, begrüßen durften Ich buchte ihn für den Themenkomplex Unternehmensethik der Zukunft und das wurde u.a. auch in der Markenwertbeurteilung mit berücksichtigt:
Die Marke ist Chefsache! Und Chefsache ist Markensache! 
Niemand präsentiert ein Unternehmen so stark nach außen und innen, wie der CEO. Dabei werden Top-Manager selbst zu einer Marke. Aber wo liegen denn ihre Stärken? Und wo die jeweiligen Schwächen? Was kann von ihnen gelernt werden? 
Der „König von Burladingen“ Wolfgang Grupp: seit über 50 Jahren führt er das Familienunternehmen Trigema in dritter Generation, das neuerdings auch Mundschutzmasken produziert. Sein Markenzeichen, eine starke Meinung zu fast jedem Thema haben – und das polarisiert.
1. Werte
Können Disziplin, Fleiß und Normalität als Konzept einer Klamottenmarke funktionieren? Für Wolfgang Grupp schon. Seit fünf Dekaden führt er Trigema in der schillernden Modebranche nämlich nach genau diesen bodenständigen Tugenden. Ein krasser Gegenentwurf zu Weltmarken wie H&M und Co., die mittlerweile zahlentechnisch deutlich erfolgreicher als Trigema sind. Doch Grupps Erfolgsdefinition schließt seine Werte nun mal mit ein. So sagte er eins, dass nicht Macht, Marktanteile und Größe bestimmend sein dürfend, sondern Beständigkeit, Solidarität und vor allem Verantwortung für das eigene Tun.
Dass diese Werte nicht nur luftleere Worthülsen sind und wie ernst er das meint, zeigt sich nicht zuletzt durch die Corona-Krise. Während viele größere Konkurrenten Kurzarbeit ankündigten und über Entlassungen diskutieren, gab Grupp ein Versprechen ab. 
„Ich habe noch nie jemanden entlassen und werde es auch jetzt nicht tun. Das habe ich auch meinen Mitarbeitern in einer Video-Botschaft gesagt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich auch in dieser schweren Zeit ihre Arbeitsplätze garantiere.“
2. Emotionen
Kritiker werfen Grupp vor, er würde nicht mit der Zeit gehen. In Zeiten von flachen Hierarchien sei er immer noch jemand, der den deutschen Industrieadel aus den 50ern oder 60ern darstelle. Und in der Tat, gerade für jüngere Menschen aus der Generation Y oder Z kann das Erscheinungsbild von Grupp mit Nadelstreifenanzüge, Krawatte und Einstecktuch etwas „Unnahbares“ haben – doch der Blick hinter die Kulisse zeigt ein ganz anderes Bild.
Wissen Sie, eine Firma ist wie eine Familie“, sagt Grupp. „Man sieht sich täglich, muss trotzdem miteinander auskommen und es darf keine Fummeleien untereinander geben. Deswegen wird gearbeitet, gearbeitet und nochmals gearbeitet“. Sein Schreibtisch in seiner Firma mit 1200 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro. Im Großraumbüro im heimischen Burladingen inmitten seiner Mitarbeiter. Täglich ist der fast 80-jährige noch dort anwesend. 
Das zeigt: Grupp ist Vollblut-Unternehmer und tief verwurzelt in seiner Heimat. „Made in Germany“ gehört für ihn zur Unternehmensphilosophie ebenso wie die enge Bindung zu seinen Mitarbeitern: Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet schon mindestens in zweiter Generation für Trigema.
Zufall ist das nicht – denn Grupp garantiert jedem Kind eines Mitarbeiters einen Job. Mit Nettigkeit habe das nichts zu tun, erklärt er: „Mitarbeiterkinder waren immer sehr gut. Denn die Eltern sorgen stets dafür, dass die Kinder gut sind.“ Diesen Ratschlag gab er uns Unternehmern allen auf der NEWLOG mit auf den Weg.

 

3. Selbstverantwortung

Wolfgang Grupp plädiert seit Jahrzehnten für eine höhere Selbstverantwortung in der deutschen Wirtschaft – insbesondere in den Chefetagen. In seinem Vortrag auf der NEWLOG Zukunftskonferenz 2018 formulierte er seine umstrittene Forderung nach einer höheren Haftbarkeit für Manager:
„Das Wirtschaftswunder ist von unseren Vätern und Großvätern geschaffen worden, von lauter persönlich haftenden Unternehmern. Auch sie hatten einen Vorwärtsdrang, wussten aber: „Wenn sie einen Schritt zu weit gehen, stehen sie als erste persönlich in der Haftung. Heute kann jeder machen, was er will. Geht es gut, wird kassiert, geht es schlecht, wird der Bettel dem Staat beziehungsweise der Allgemeinheit hingeschmissen. Dies kann es doch nicht sein! Wenn ich Fehlentscheidungen treffe, dann kann nicht sein, dass ich in der Eigeninsolvenz die Rosinen billigst zurückkaufen kann und mein Gehalt aus der Steuerkasse bekomme. Und dass dann die Arbeitnehmer, die ich nicht mehr brauche, in Hartz IV sitzen und die Gläubiger Ihre Rechnungen nicht bezahlt bekommen. Ich habe schon lange eine Rechtsform der persönlichen Haftung. Damit sind meine Entscheidungen überlegter und nicht der Gier und dem Größenwahn ausgeliefert.“
4. Geschichten
Es gibt in Deutschland nicht viele Mittelständler, bei denen auf der Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen Deutschlands Politik-Elite aufläuft und selbst Helene Fischer ein Privatkonzert gibt. Bei Trigema war dies aber 2019 genau der Fall. Wolfgang Grupp ist nämlich kein „normaler“, sondern eben „Deutschlands bekanntester Mittelständler“. Unvergessen ist beispielsweise die Trigema-Werbung mit dem Schimpansen.
„Der Bekanntheitsgrad von Trigema ist nicht nur Werbung, sondern auch unbezahlte PR, egal ob das der Butler war, der Hubschrauber oder der Swimmingpool, der 45 Meter lang ist. Wenn man schreibt, der hat ein viereckiges Schwimmbad, das liest doch keiner. Ich bringe das in den Zusammenhang mit: garantiert Arbeitsplätze, hat noch nie jemanden entlassen – den Werten, die dahinterstehen“, erklärt Grupp seine Strategie. Eine Strategie, die funktioniert.
5. Vertrauen
„Ich werde nie einen Manager einstellen“, sagte Grupp. Für ihn kommt ausschließlich eine familiäre Nachfolge in Frage. Eine Doppelspitze seiner beiden Kinder Bonita und Wolfgang Junior schließt er allerdings ebenfalls aus. Die Entscheidung, welches seiner Kinder am Ende die Konzernspitze übernehmen wird, soll seine Frau entscheiden. Das zeigt: Grupp nimmt den Begriff „Familienunternehmen“ wörtlich. Heißt aber auch, als Externer ist es nur sehr schwer oder nahezu unmöglich, in Grupps engsten Kreis zu gelangen.
Das kann eine Stärke, aber auch eine Schwäche sein. Es wird spannend zu sehen sein, wie der fast 80-jährige den Wechsel an der Konzernspitze in naher Zukunft gestalten wird und ob er bereit ist, Verantwortung abzugeben. Zumindest im Bereich E-Commerce tut er das schon heute. Der Bereich wird von seinen Kindern geleitet.
6. Dynamik
Für viele gilt Wolfgang Grupp als Geschäftsmann alter Schule. Und vielleicht ist er das auch?! Das heißt aber noch lange nicht, dass er nicht neu und innovativ handeln kann. Denn trotz seiner Wertvorstellungen, seinem Traditionsbewusstsein und seiner engen Verknüpfung zu seiner Heimatstadt, zeigt Grupp immer wieder, dass er bereit ist, sich dem Umfeld anzupassen ohne dabei seine Marke zu verwässern.
Das beste Beispiel ist die Produktion von Mundschutzmasken in Zeiten von Corona. Ebenfalls auffällig, anders als viele Kaufhäuser wie bspw. Karstadt, die in früheren Jahren zu den größten und wichtigsten Kunden von Trigema gehörten und heute unter anderem Insolvenzen anmelden mussten, steht Trigema finanziell solide da und hat bereits frühzeitig andere Einnahmequellen erschlossen.
7. Social Media
Logisch, mit fast 80 Jahren ist Wolfgang Grupp niemand, der äußerst präsent in den sozialen Netzwerken zu finden ist. Diese Aufgaben übernehmen aber seine Kinder.
8. Positionierung
Klare Kante, markige Sprüche und am Polarisieren – Wolfgang Grupp gehört nicht nur zu Deutschlands schillerndsten Unternehmer, sondern leistet mit seinem Auftreten und Wirken einen positiven Beitrag für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Damit ist er das ideale Vorbild einer unverwechselbaren Persönlichkeitsmarke auf CEO-Ebene im Mittelstand.
3 Personal Brand-Eckpunkte zu Wolfgang Grupp
1. Unangefochtene Wertvorstellungen: Sind Sie bereit für Ihre Werte auf Umsatz und Gewinn zu verzichten? Wolfgang Grupp schon!!!

2. Made in Germany: Für seine Haltung, alle Klamotten in Deutschland zu produzieren, wurde Wolfgang Grupp jahrelang von den großen Konkurrenten belächelt. In Zeiten von Greta Thunberg und der allgemeinen Nachhaltigkeitsdebatte wirkt sein Vorhaben plötzlich wieder revolutionär.

3. Merk-Würdig: Wolfgang Grupp polarisiert. Eckt an. Und bleibt genau deshalb im Gedächtnis. Für einen solchen Werdegang braucht es Mut und die Bereitschaft, streitbare Meinungen zu vertreten und diese auch authentisch vorzuleben.